Kult-Kabarettist Alfons am CJD-Königswinter

19.03.2024 CJD Königswinter « zur Übersicht

Der deutsch-französische Kabarettist Emmanuel Peterfalvi, alias "Alfons", hat am CJD-Königswinter mit den Schülern der Kurse Französisch, Geschichte und Sozialwissenschaften diskutiert. In zwei Stunden intensivem Diskurs ging es am Freitag um Helden, Feiglinge, Angst, den Umgang mit Rechtsextremismus und das hohe Gut der Demokratie. Der gebürtige Franzose Alfons ist hierzu deutschlandweit unterwegs. Seine Mission: Der humorvolle Einsatz für die deutsch-französische Völkerverständigung, Aufklärung über die Vergangenheit des Dritten Reichs und die Stärkung der Demokratie über die Grenzen hinweg.

Bereits im Dezember hatten einige Schüler*innen die Chance Alfons Theaterstück ,,Alfons jetzt noch deutscherer" zu sehen. In einer anfänglichen Feedbackrunde zu seinem Theaterstück wurde schnell deutlich, dass alle Schüler von seiner persönlichen Geschichte, die er in seinem Stück verarbeitet, beeindruckt waren. Alfons Urgroßvater verlor im Vernichtungslager Auschwitz sein Leben, während seine Großmutter Auschwitz überlebt hat, obwohl sie sich freiwillig der Deportation hingegeben hat, um ihrem Schwiegervater zu folgen, welcher ebenfalls deportiert wurde. Ihr Kind ließ sie dafür zurück. Hier setzte Alfons an: ,,Was denkt ihr, war meine Großmutter eine Heldin oder einfach nur verrückt?". Alfons ermutigte die Schüler*innen zunächst zum Diskurs mit den Sitznachbarn, dann ging die Diskussion ins Plenum. Zwischen Heldin, Verrücktheit und der Schuld der Überlebenden waren alle Antworten vertreten. Erleichterung brachte dann Alfons' Antwort auf diese schwierige Frage: "Ich weiß es selbst nicht."

Aber um eine konkrete Antwort geht es Alfons auch gar nicht. Er erklärte: ,,Es gibt kein Richtig oder Falsch." Sein Ziel ist vielmehr, die Schüler*innen zum Nachdenken und zum Diskurs anzuregen. Mit einer weiteren persönlichen Erfahrung, nämlich der Beobachtung einer nächtlichen Prügelei in einer menschenleeren U-Bahnstation, regte Alfons die Schüler*innen weiter zum Nachdenken an: ,,Was würdet ihr tun?". Zwischen Polizei rufen, selber einschreiten und weggehen waren ebenfalls alle Antworten vertreten. Dass in dieser Situation, laut einem Gespräch von Alfons mit einem Kampfsportlehrer, selbst ein muskulöser Kampfsportler weggehen und die Polizei rufen würde, zeigt: Jeder von uns kann in solchen Situationen ein Held sein. Es braucht nicht viel, um ein Held zu sein, sowie wegzugehen und dann die Polizei zu rufen, keinesfalls das Verhalten eines Feiglings ist.

Den Höhepunkt des zweistündigen Diskurses leitete ein für alle Beteiligten erschreckendes Video ein. Ein Mob von circa 100 Neonazis blockiert einen ankommenden Bus voller Kriegsflüchtlinge vor einer Flüchtlingsunterkunft. ,,Wir sind das Volk",  brüllte der fremdenfeindliche Mob den Ankömmlingen entgegen. Erschreckende Bilder für alle Anwesenden. ,,Was könnt ihr in einer solchen Situation tun?", fragte Alfons. Es schienen sich zunächst nahezu alle einig zu sein, dass ein einzelner in solch einer Situation nichts machen könne. Alfons jedoch fragte weiter nach und zeigte allen Schülerinnen und Schülern: Für Frieden muss man auch mal um die Ecke denken. Und so häuften sich zahlreiche Ideen, wie man den Ankömmlingen dennoch ein Gefühl des Willkommenseins vermitteln kann und deutlich wird, dass diese Fremdenfeindlichkeit nur ein kleiner Teil ist. Andersrum ist die Schülerschaft am CJD auch nur ein kleiner Teil, was in Alfons abschließender Frage deutlich wurde. ,,Wem ist die Demokratie unwichtig?", fragte er ins Plenum. Keiner meldete sich.

Umso erschreckender das Ergebnis für die Schülerinnen und Schüler, dass 40 Prozent der Jugendlichen in Deutschland die Demokratie als unwichtig empfinden. Die Diskussion, warum die Demokratie zunehmend als unwichtig empfunden wird und was es bedeutet, für mehrere Jahrzehnte in einer Diktatur zu leben, ließ den zweistündigen Diskurs mit Alfons ausklingen.

Im Namen der anwesenden Schülerinnen und Schüler bedanken wir uns für diesen gelungenen Diskurs mit Alfons, welcher den Schulalltag aufgefrischt hat und uns dazu ermutigt hat, eine neue Perspektive einzunehmen. Alfons hat uns allen gezeigt, wie wenig es doch braucht, ein Held zu sein, und dass man für den Frieden und für den Schutz der Demokratie auch mal um die Ecke denken muss.

Maximilian Uedelhoven